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Rückblick: 17. Anwendertag »Bochumer Inventare« am 23.11.2024

Das Projektteam Testentwicklung um den Wirtschaftspsychologen Rüdiger Hossiep von der Universität Bochum organisiert jedes Jahr einen Anwendertag zu den von ihnen entwickelten psychometrischen Tests (»Bochumer Inventare«). Die 17. Ausgabe der Veranstaltung fand am 23. November 2024 statt – ein Rückblick.

Ankunft und Programm

Nach meiner Teilnahme letztes Jahr am Anwendertag »Bochumer Inventare« sowie 2016 mit einem spannenden Beitrag von Rüdiger Hossiep zur »dunklen Seite« bei Top-Führungskräften mit dem Titel: Managerversagen – Wenn Entscheidungsträger entgleisen, fuhr ich an einem grau-sonnigem Samstagmorgen Ende November mit dem Zug gespannt auf einen tollen Tag von Düsseldorf zur Ruhr-Universität Bochum (kurz: RUB).

Ankunft an der Ruhr Universität Bochum (RUB). Foto: Stefan Klemens

Über die Bochumer Inventare:
Die Bochumer Inventare sind Verfahren für das Human Resource Management (HRM) zur Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften bis zum Top-Management – wie der bekannte Persönlichkeitsfragebogen BIP. Diese erfüllen die Qualitätsanforderungen der DIN 33430 an Instrumente zur berufsbezogenen Eignungsdiagnostik, sind über den Hogrefe Verlag beziehbar und werden von vielen HR-Professionals eingesetzt.

Rüdiger Hossiep und sein Projektteam Testentwicklung hatten zum diesjährigen Anwendertag »Bochumer Inventare« ins Veranstaltungszentrum eingeladen was mich als digitaler Nutzer der berufsbezogenen Tests und Fragebögen aus dem Hause Hogrefe natürlich sehr interessierte. Und auch der Fachverlag für Psychologie aus Göttingen war dort mit mehreren Mitarbeitern und einem Stand vertreten (Mein Tipp: Buchreihen Praxis der Personalpsychologie, Managementpsychologie, Wirtschaftspsychologie und Innovatives Management).

Ausblick und Ankunft am Veranstaltungszentrum im Süden der Uni nach 10 Minuten Fußweg. Foto: Stefan Klemens

Auf dem Programm des 17. Anwendertags von 10 bis nach 15 Uhr standen vier Beiträge neben ausreichend Pausen zum Netzwerken bei leiblicher Versorgung:

  • Rüdiger Hossiep: Kick-Off und Eröffnung
  • Rebekka Schulz: Occupational Burnout Inventory (OBOI)
  • Julie Alten: Überfachliche Anforderungen entwickeln
  • Rüdiger Hossiep: Management-Diagnostik
Event badge zum Anwendertag. Foto: Stefan Klemens

Kick-off: Wegweisendes zum Tag

Nach einem »Meet & Greet« ab 10 Uhr der Teilnehmer bei Getränken und Snacks (für mich aus zeitlichen Gründen durch den ÖPNV leider nicht), startete Rüdiger Hossiep mit seinem Kick-Off-Vortrag das Event.

Rüdiger Hossiep bei der Eröffnung. Foto: Stefan Klemens

Er begann mit einer Übersicht über die mehr als 15 Testverfahren, die das Team unter seiner Leitung seit 1994 entwickelt hat angefangen mit dem »Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP)«, das laut Claudia Obmann (2020) im Handelsblatt als deutscher Goldstandard unter den Persönlichkeitstests für Manager gelte.

Zum Portfolio des Projektteams gehören neben speziellen Versionen des Persönlichkeitsfragebogens BIP auch kognitive Leistungs- und Intelligenztests wie BOMAT und BOWIT sowie weitere berufsbezogene Verfahren zur Mitarbeiterführung, zur Burnout-Prävention und zur Mitarbeiterbefragung. Außerdem gibt es publizierte oder Forschungsversionen zu anderen Anwendungsfeldern wie der Einstellung zum Automobil und aktuell zur Erziehungsfähigkeit.

Zudem informierte Rüdiger Hossiep die Teilnehmer über weitere Aktivitäten der Bochumer Gruppe wie Buchveröffentlichungen im Rahmen der Reihe Praxis der Personalpsychologie, die Gruppe Bochumer Inventare auf LinkedIn und die bisherigen Anwendertage und er gab am Ende Hinweise zu den folgenden Vortragsthemen sowie zum zeitlichen und örtlichen Ablauf der Veranstaltung.

Das Occupational Burnout Inventory (OBOI) Ein personalpsychologischer Fragebogen zur Burnout-Prävention

Nach einer Pause zur Stärkung (Refresh & Refuel) ging es weiter mit einem Impuls zum Thema Arbeit und Gesundheit von Rebekka Schulz, die seit 2024 als Professorin für Psychologie an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung im Fachbereich Finanzen in Münster arbeitet, zuvor u.a. vier Jahre Dozentin in der Führungskräftefortbildung bei der Generalzolldirektion war und 13 Jahre zum Projektteam Testentwicklung gehörte.

Rebekka Schulz von der Hochschule des Bundes. Foto: Stefan Klemens

Rebekka wurde 2015 promoviert für ihre Doktorarbeit zur Relevanz personenbezogener Faktoren hinsichtlich der Messung des Burnout-Risikos, in denen das OBOI entwickelt wurde. Hinweis: Das Verfahren hieß früher Bochumer Burnout Indikator (BBI); siehe zum OBOI bzw. BBI auch diesen Forschungsbericht des Projektteams Testentwicklung.

Rebekka Schulz stellte uns das Occupational Burnout Inventory (OBOI) vor, dessen Co-Autorin sie zusammen mit Rüdiger Hossiep ist. Das Verfahren dient zur Burnout-Prävention in der Arbeit. In Form einer Selbsteinschätzung anhand von 45 Aussagen zu fünf Dimensionen und 17 Unterskalen ist es ein Frühwarninstrument zur systematischen Erfassung des Burnout-Risikos bei individuellen oder organisationalen Fragestellungen sowie zur Entwarnung bei unauffälligen Werten.

Beispiel-Profil aus dem OBOI. Foto: Stefan Klemens

Die Merkmale des Verfahrens: Mit einer nur kurzen Bearbeitungszeit von fünf bis sieben Minuten erfüllt das OBOI dennoch ausgesprochen gut die psychometrischen Gütekriterien Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit) auf Basis einer sehr großen Normierungsstichprobe von rund 16.200 Menschen. Mit einigen Fragen aus dem Publikum u. a. zur Interpretation des Ergebnisprofils schloss der interessante Beitrag von Rebekka Schulz.

Jenseits von Programmiersprachen Mit ITʼlern eine gemeinsame Sprache zu über-fachlichen Anforderungen entwickeln

Auf der Bühne des Veranstaltungszentrums der Bochumer Universität sprach danach Julie Alten vom IT-Dienstleister Materna zu überfachlichen Anforderungen an Tech-Mitarbeiter. Das Familienunternehmen mit Stammsitz in Dortmund hat das Online-Portal und die App für DHL Paket realisiert neben zahlreichen anderen Lösungen, die Millionen Menschen meist ohne Wissen nutzen. Seine weiteren Kunden sind zum Beispiel OBI, Vodafone, Viessmann, die Bundesagentur für Arbeit und die Finanzverwaltung NRW [siehe folgenden Kasten »Über Materna« für mehr Informationen].

Julie Alten von Materna. Foto: Stefan Klemens

Julie Alten ist bei Materna als Principal Business Partnerin u.a. zuständig für Talent Acquisition; sie hat eine Master in Wirtschaftspsychologie und ist seit 2024 systemische Coachin.

In ihrer Präsentation fokussierte sich Julie auf die überfachlichen Anforderungen an die Tekkies, da diejenigen an fachliche Fähigkeiten, z.B. an einen Softwareentwickler Java (m/w/d), meist klar, relativ einfach definierbar und ermittelbar seien.

Deutlich schwieriger sei diese Klarheit und Verständigung jedoch zwischen den Beteiligten bei den überfachlichen Anforderungen einer Stelle und den dazu notwendigen sozialen und persönlichkeitsbezogenen Fähigkeiten, die besonders auf dem Senior-Level der ITʼler mit Führungsverantwortung noch wichtiger werden.

Über Materna:
Die Materna Information & Communications SE ist ein führendes und wachsendes Unternehmen mit den Bereichen IT-Beratung und Systemintegration im B2B-Geschäft und in der öffentliche Verwaltung.
Einige Zahlen: Materna betreut weltweit mehr als 1.000 Kunden an über 40 Standorten und hat seit 2020 seine Mitarbeiterzahl auf mehr als 4.400 und seinen Umsatz auf 673 Mio. Euro (2023) verdoppelt. Zudem festigt das Unternehmen u. a. durch Partnerschaften mit Aleph Alpha und Microsoft seine Position bei Projekten zur Künstlichen Intelligenz [siehe für mehr die Wikipedia und diese Presseinformation]. Weiter interessant: Materna betreut auch die Personalmanagementsoftware EPOS 2.0 des Bundesverwaltungsamtes, das mehr als 60 Behörden des Bundes und einige Landesverwaltungen einsetzen.

Ausgehend u. a. von einem tätigkeitsbasierten Laufbahnmodell mit Job-Familien und verschiedenen Leveln bestand die Vorgehensweise des Teams um Julie Alten und ihrer Kollegin Claudia Krüger (die aus privaten Gründen nicht dabei war) bei diesem Projekt zur Entwicklung überfachlicher Anforderungen aus folgenden fünf Schritten:

  • Erhebung von Anforderungen
  • Diskussion und Definition mit Expertinnen der Job-Familien
  • Formulierung persönlicher Anforderungen
  • Abgleich mit konkreten Bedarfen: Präzisierung der Anforderungen in Vakanzen
  • Erstellen eines standardisierten Interviewleitfadens pro Job-Familie

Für die Erhebung der Anforderungen nutzte das #TeamMaterna das Anforderungsmodul des BIP-6F, das die jeweiligen Job-Experten von Materna bearbeiteten; es umfasst sechs Skalen: Engagement, Disziplin, Sozialkompetenz, Kooperation, Dominanz und Stabilität.

Die Ergebnisse aus diesem Schritt 1 wurden anschließend in Workshops mit den Experten intensiv diskutiert, um u. a. zu Anforderungskorridoren bei zwei Leveln einer Job-Familie zu gelangen: Junior und Senior.

Ergebnisse aus dem BIP-6F-AM: Anforderungsprofile an Senior Softwareentwickler bei Materna. Foto: Stefan Klemens

Dabei zeigte sich, dass die Anforderungskorridore hinsichtlich der ermittelten Soll-Profile des Senior-Levels deutlich enger waren als bei den Junior-Profilen. Beispielsweise gab es zur Anforderung »Kooperation« (Inwieweit wird Teamarbeit bevorzugt) deutlich weniger Spielraum nach unten für die Seniors bedingt mit durch deren bedeutsamere Rolle als Führungskraft für den Teamerfolg.

Im Anschluss daran erfolgte die Formulierung persönlicher Anforderungen an Junior und Senior Softwareentwickler für jede Skala des BIP-6F-AM unterstützt durch passende sprachliche Anker.

Das Ergebnis der ersten vier Schritte des Projekts von Julie Alten und ihrem Team war die Präzisierung der überfachlichen Anforderung in den Stellenausschreibungen für offene Positionen, wie die für einen Senior Softwareentwickler:in Java (»Das zeichnet dich persönlich aus«).

Beispielweise soll diese Seniors persönlich bezüglich ihrer Führungskompetenzen folgende Aussage auszeichnen: »Du nimmst gerne die Rolle des Mentors ein und es bereitet dir Freude andere Developer zu fördern.«

Materna: Ergebnis des Projekts nach Schritt 4: Die abgeleiteten überfachlichen Anforderungen in der Stellenbeschreibung im unteren Bereich. Foto: Stefan Klemens

Der fünfte und letzte Schritt, den sie vorstellte, war das Erstellen eines standardisierten Interviewleitfadens pro Job-Familie.

»Wo stehen wir jetzt?«, fragte Julie am Schluss ihres Impulsvortrags zum vorgestellten Projekt, wobei ihr Fazit sich sowohl auf eine kurz- als auch langfristige Perspektive bezog: Die Standardisierung der überfachlichen Anforderungen und Interviewleitfäden sowie ein einheitliches Vorgehen und bessere Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Kandidaten.

Insgesamt zeigte sich für die Talentakquisition bei Materna:

  • Die Entscheidungen werden einfacher und besser.
  • Die Beteiligung weiterer Interviewer wir leichter.
  • Eine Erhöhung der Qualität der Auswahlprozesse.

Mit einigen Fragen und Hinweisen (z.B. zur Kreativität von Entwicklern) endete ihr spannender Praxisbeitrag.

Lunch & Lounge

Die folgende Mittagspause ab 12.45 Uhr mit allerlei leckeren Sachen wie Käsesuppe, Quiche und Snacks nutzen wir anschließend sowohl zur Energieaufladung als auch für Gespräche zum Austausch mit anderen Teilnehmern auch ein wichtiges und ausdrückliches Ziel des Events.

Buffet zur Mittagspause. Foto: Stefan Klemens

Es war schön hier einige Bekannte wieder zu sehen und neue Menschen mit ihren Herausforderungen im HRM kennen zu lernen. Fachlich wie humorvoll war es, auch wenn es keine »rote Nasen« wie letztes Jahr gab (denn der Anwendertag fiel 2023 auf Samstag, den 11. November, den Starttermin des rheinischen Karnevals!).

Management-Diagnostik: Update zu Prädiktoren, Parametern und Persönlichkeiten

In seiner finalen Keynote zur Management-Diagnostik von 14 bis 15 Uhr brachte uns Rüdiger Hossiep u.a. mit:

Rüdger Hossiep bei seiner Keynote. Foto: Stefan Klemens
  • Spannende Geschichten von verurteilten, gefallenen, umstrittenen und / oder wiederauferstandenen Stars und Sternchen aus dem Top-Management wie Sam Bankman-Fried, René Benko, Elisabeth Holmes oder Jan Marsalek (Wirecard).
  • Psychologische Klassifikationen, Konzepte und Modelle zur Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Eigenschaften im Top-Management sowie des Fehlverhaltens, Leistungsversagens, Derailments (Entgleisen) und gravierender Misserfolgs im Top-Management. Beispielsweise: Sad-bad-mad Management, EDEKA-Effekt und die dunkle Triade der Persönlichkeit.
Einflussfaktoren des Karrierererfolgs nach Mayrhofer & Steyrer (Hrsg.). (2023). Foto: Stefan Klemens
  • Aktuelle Forschungsergebnisse und Publikationen zu:
    a) Den Einflussfaktoren des Karriereerfolgs auf Seiten einer Person und der Situation.
    b) Der intellektuellen Leistungsfähigkeit inklusive der Validität entsprechender Tests zur Prognose der Arbeitsleistung und des Berufserfolgs bei verschiedenen Tätigkeiten und besonders im Top-Management.
    c) Zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und Persönlichkeit (im engeren Sinne), wie z.B. zwischen deren Facetten Wahrnehmungsgeschwindigkeit und negativer Affekt mit r = -0,53. Das bedeutet, dass jemand eine schnelle Auffassungsfähigkeit hat und wenig negative Gefühle erlebt (negative Korrelation). Wichtig, auch wenn dies häufig bereits bekannt: Diese Beziehung lässt keine kausale Interpretation im Sinne von „Wenn X, dann Y“ zu!
Abbildung: Ergebnisse einer schwedischen Studie (Adams et. al, 2018) mit 1,3 Mio. Männern zum Zusammenhang zwischen kognitiver Leistungsfähigkeit (Pflicht zur Teilnahme an einem solchen Test bei der Musterung für das Militär in Schweden) mit 1 = niedrig und 9 = sehr hoch (X-Achse) sowie ihres Anteils in Prozent (Y-Achse) an: (A) CEOs von Unternehmen mit mehr als 10 Mrd. Kronen Gesamtvermögen [total assets] (schwarzer Balken); (B) CEOs von Unternehmen mit weniger als 100 Mio. Kronen Gesamtvermögen (türkiser Balken); und (C) an der Gesamtgruppe der getesteten 18-jährigen Männer (heller Balken). Interpretation: Die Gruppe A verfügte mit 18 Jahren (Zeitpunkt der Musterung und IQ-Messung) über eine höhere überdurchschnittliche, und die Gruppe B über eine überdurchschnittliche intellektuelle Leistungsfähigkeit als die Gesamtgruppe der 18-jährigen Männer. Foto: Stefan Klemens
  • Berufsbezogene Persönlichkeitsprofile aus dem Top-Management gemessen mit dem BIP (siehe oben), z.B. von CEOs und CFO mit Vergleichen zwischen den häufig divergierenden Beurteilungen in den Selbst- und Fremdbildern bei den Ergebnissen einer Reihe von Skalen.
  • Die Formel und Berechnung des finanziellen Nutzens durch den zusätzlichen Einsatz eines validen Beurteilungsinstruments wie eines psychometrischen Tests im Top-Management mit dem Ergebnis, dass mittels dieser verbesserten Auswahl der geeignetere Bewerber durch seine höheren Leistungen dem Unternehmen einen Mehrwert von rund 105 Millionen Euro in fünf Jahren bringt.
Rüdiger Hossiep bei der Erklärung der Formel zur Berechnung des finanziellen Nutzens valider Beurteilungsinstrumente im Top-Management. Foto: Stefan Klemens

Zusätzlich wies Rüdiger Hossiep während seiner Keynote auf zwei weitere Akteure und ihre Events zur Management-Diagnostik und Führungskräfteentwicklung hin, bei denen er diesem Jahr als Speaker und Inputgeber zu Gast war:

(1) Der von Ursula Schütze-Kreilkamp zum zweiten Mal organisierte TopEx Dialog 2024 der Deutschen Bahn am 25. April 2024 in der Fabrik 23 in Berlin.

(2) Die gute Arbeit des Forum Assessment vor allem zur Qualitätssicherung von Beurteilungsverfahren im Human Resource Management und dessen Veranstaltungen wie der online durchgeführte Werkstatt-Bericht zur Praxis des Executive Assessment am 26. September 2024 sowie die jährlich durchgeführten Fachtagungen (die diesjährige Ausgabe fand letzte Woche am 28. und 29. November in Hannover statt).

Welche Empfehlungen gab uns der Leiter des Projektteams Testentwicklung zum Abschluss mit auf dem Weg, um Top-Manager besser auszuwählen und zu entwickeln?

  1. Intellektuelle Leistung klären.
  2. Psychometrische und anforderungsbezogene Verfahren zur Ermittlung der Persönlichkeitsstruktur einsetzen.
  3. Mut zu differenzierten Biografiearbeit auch zu unangenehmen Themen.
  4. Metaanalysen sind bedeutsam und aussagekräftig, jedoch das Top-Management ist lediglich im Promillebereich vertreten.

Hinweis von Stefan Klemens: Die Punkte 1 bis 3 treffen auch allgemein auf die Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitern, Führungskräften und anderen Berufsgruppen zu die Relevanz von Punkt 4 hängt von der Verteilung der Merkmale der interessierenden Personengruppe in den berücksichtigen Studien der Metaanalyse ab.

Mit einigen Fragen an Rüdiger Hossiep wie zur Akzeptanz von kognitiven Leistungsstest im Top-Management („Passende Verfahren nehmen!“) endete seine tolle Keynote.

Mein Fazit:

Mit seiner lakonisch-humorvollen Art, seinen klaren Standpunkten, seinen profunden Kenntnissen und Erfahrungen sowie den präsentierten Inhalten nahm Rüdiger Hossiep das Publikum mit auf eine spannende Reise innerhalb der Management-Diagnostik im Top-Management.

Seine Ausführungen garnierte er zudem mit einigen interessanten Anekdoten zur Auflockerung beispielsweise aus seiner Zeit als junger Betriebspsychologe bei der Deutschen Bank in Frankfurt am Main von 1986 bis 1990, in der er auch Alfred Herrhausen und die erste Frau in einem DAX-Konzern, Ellen Schneider-Lenné, persönlich kennen lernte.

Die Zuschauer erhielten somit eine einzigartige Aktualisierung zur Management-Diagnostik von einem der bekanntesten Wirtschaftspsychologen und renommiertesten Eignungsdiagnostikers Deutschlands.

Ende und Heimfahrt

Damit endete um 15 Uhr der offizielle Teil des Anwendertags »Bochumer Inventare«, und es folgte der letzte informelle Austausch zwischen den Teilnehmern bei Kaffee und Kuchen bis zirka 16.30 Uhr. Mit vielen neuen und spannenden Eindrücken, guten Gesprächen und neuen Kontakten verließ ich die Bochumer Uni und fuhr zurück nach Düsseldorf u. a. mit der Idee für diesen Rückblick.

Heimfahrt: Rückweg vorbei am Audimax (größter Hörsaal einer Hochschule) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) zur U-Bahn Station. Foto: Stefan Klemens

Ich danke allen Beteiligten für diesen tollen Tag: Besonders natürlich dem Team um Rüdiger Hossiep und der Uni Bochum sowie den Referenten, meinen Gesprächspartnern und allen Teilnehmern, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Der nächste Termin des Anwendertags steht schon fest (15.11.2025), und ich hoffe wieder dabei zu sein. Vielleicht treffen wir uns dort oder vorher bereits? Ich würde mich freuen!

Herzliche Grüße, Stefan Klemens

PS: Interessiert an einem Austausch über digitales Assessment, People Analytics oder Künstlich Intelligenz im Human Resource Management? Dann schreibe mir eine Nachricht per E-Mail oder LinkedIn, um ein Video-Telefonat zu vereinbaren – Oder klassisch: Telefonieren.

Und: Dir gefallen meine Arbeit und die Inhalte, die ich regelmäßig teile? Dann freue ich mich über eine Vernetzung, einen Like oder einen Kommentar auf LinkedIn. Dankeschön! 🙂 🙋‍♂️🌳

Quellen und Literaturhinweise

Adams, R., Keloharju, M., & Knüpfer, S. (2018). Are CEOs born leaders? Lessons from traits of a million individuals. Journal of Financial Economics, 130(2), 392-408. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0304405X1830182X

Hinweise zum Artikel:

(a) Den Artikel haben Adams und Kollegen unter gleichem Titel auch in anderen Medien und hier teilweise früher und öffentlich zugänglich publiziert, wie diese Recherche bei Google Scholar und dieses PDF, verfügbar am 29.11.2024, zeigen.

(b) Zudem präsentiert die Arbeit weitere Ergebnisse zu den Unterschieden zwischen späteren CEOs und den Werten aller gemusterten 18-jährigen Männer in nicht-kognitiver Fähigkeit (soziale und persönliche Kompetenzen) sowie Körpergröße.

(d) Die im Chart von Rüdiger Hossiep gezeigte Abbildung (siehe drittes Bild nach oben: Kognitive Leistungsfähigkeit als Prädiktor im Top-Management) findet sich im oben verlinkten PDF auf Seite 30. Das Zitat „The median large-company CEO is above 83% of the population in cognitive ability“ ist dort auf Seite 12. Dieses geht weiter: „above 92% in non-cognitive ability, and above 74% in height.“

(e) Zur Vollständigkeit hier die Zusammenfassung von Adams, Keloharju & Knüpfer aus ihrem Artikel von 2017 im dem verlinkten PDF:
„What makes a successful CEO? We combine a near-exhaustive sample of CEOs of Swedish companies with data on their cognitive and non-cognitive ability and height at age 18. CEOs differ from other high-skill professions most in non-cognitive ability. The median large-company CEO belongs to the top 5% of the population in the combination of the three traits. The traits have a monotonic and close to linear relationship with CEO pay, but their correlations with pay, firm size, and CEO fixed effects in firm policies are relatively low. Traits appear necessary, but not sufficient for making it to the top.“

Hossiep, R. & Schulz, R. (2024). OBOI. Occupational Burnout Inventory. Ein personalpsychologischer Fragebogen zur Burnout-Prävention. Göttingen: Hogrefe.

Hossiep, R., Berndt, W. & Zens, J. (2024). Mitarbeitergespräche (3. Auflage). Reihe: Praxis der Personalpsychologie, Band 16. Göttingen: Hogrefe.

Hossiep, R., Krüger, C. & Weiß, S. (2021). BIP-6F-AM. Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung – 6 Faktoren – Anforderungsmodul. Göttingen: Hogrefe.

Hossiep, R. & Mühlhaus, O. (2015). Personalauswahl und -entwicklung mit Persönlichkeitstests (2. Auflage). Reihe: Praxis der Personalpsychologie, Band 9. Göttingen: Hogrefe.

Mayrhofer, W. & Steyrer, J. (Hrsg.). (2023). Karriereachterbahn: Was unsere Berufswege wirklich beeinflusst. Wien: Linde.

Obmann, C. (2020). Auswahlverfahren: So können Manager im Assessment-Center bestehen. Handelsblatt, 05.12.2020. Online verfügbar am 27.11.2024 unter der URL: https://www.handelsblatt.com/karriere/auswahlverfahren-so-koennen-manager-im-assessment-center-bestehen/26680374.html

Schulz, R. & Hossiep, R. (2014). Der Bochumer Burnout-Indikator (BBI): Ein Frühwarninstrument zur Erfassung des aktuellen Burnout-Risikos (Forschungsbericht). Ruhr-Universität Bochum, Projektteam Testentwicklung. PDF am 27.11.2024: https://www.testentwicklung.de/mam/images/forschungsbericht_bbi_guetekriterien.pdf

Stanek, K. C. & Ones, D. S. (2023). Of Anchors & Sails: Personality-Ability Trait Constellations. Minneapolis, MN: University of Minnesota Libraries Publishing. Open Access am 02.12.2024:
https://umnlibraries.manifoldapp.org/projects/of-anchors-and-sails

Hinweis: Eine Zusammenfassung zu diesem Buch mit 24 Seiten von den Autoren unter dem Titel „Our Constellations. A Primer for Anchors & Sails […]“ findet sich unter diesem Link.

Süßmair, A. & Rowold, J. (2007). Kosten-Nutzen-Analysen und Human Resources. Weinheim: Beltz.

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Verfahren

Neu: Test zur berufsbezogenen Persönlichkeit (O-PER-A)

Lieber Gast,

Persönlichkeitseigenschaften haben abhängig von Ihrer Umwelt mehr oder weniger starken Einfluss auf unser Verhalten – Im Beruf wie im Privatleben.

In einer Vorlesung zur Psychologie gab es zu meiner Studienzeit das folgende Beispiel einer starken Situation, in der Verhaltensvarianz, also Verhaltensunterschiede zwischen Menschen, nicht oder kaum auftreten:

1 Beispiel: Konformes Verhalten

Versetzen wir uns in eine ländliche Gemeinde oder in eine Stadtgemeinde von früher, in der der Kirchgang am Sonntag zur Norm gehörte und alle (ok, es gab sicher Ausnahmen, die es dann natürlich schwer hatten bzw. als Außenseiter gebrand markt wurde) den Worten des Pfarrers lauschten, mitsangen und auch das sonst üblichen Verhalten bei einer Messe zeigten.

Geringe Verhaltenunterschiede bei starken Situationen

Der Beobachter einer solchen Siutation konnte also keine oder kaum Unterschiede ausmachen – und auch die Kleidung glich sich und war festlich. Mancher Teilnehmer mag lauter gesungen haben als ein anderer, mancher leiser. Und ein anderer trat vielleicht vor die Gemeinde, um aus einem Apostelbrief zu lesen. Ingesamt waren die Verhaltensunterschiede gering, und dies natürlich auch erwünscht, um den typischen Ablauf und die Choreographie der religösen Zeromonie zu sichern.

Doch natürlich unterscheiden die Menschen sich in ihrem Verhalten, und wenn Sie die Kirche verlassen und der Zwang dieser starken Situation nachlässt, dann zeigen sich diese auch wieder: Einige Gottesdienstbesucher gingen in die Dorfkneipe, andere nachhause, andere brachen zu einem Sonntagsspaziergang auf.

Mehr Verhaltensunterschiede bei schwachen Situationen

Und so würden wir auch in einem Dorfe trotzt seiner stärkern Normen als z.B. in der Stadt mit viel mehr schwachen Situationen und weniger Konformitätsdruck, die Bandbreite an Persönlichkeitseigenschaften, genauer: deren Ausprägungen und deren Verhaltenkorrelate, von Menschen wiederfinden, wie sie z.B. im Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit aufgrund empirischer Befunde an großen und repräsentativen Personenstichproben in den verschiedensten Ländern klassifiziert sind. Hinweis: Mit einigen, jedoch wenigen kulturellen Abweichungen).

Andere starke Situationen

Wenn Dir das Beispiel zu religiös ist, dann denke einfach an die zahlreichen Situationen heute, die konformes Verhalten erwarten und notwendig machen, damit etwas funktioniert.

Andere starke Umwelten bzw. Situationen sind z.B. große Organisationen mit starken Hierarchien und Regeln (ok, immer weniger, doch es gibt sie noch wie z.B. die Bundeswehr oder ein Krankenhaus), Autofahrer und Halten an roter Ampel, Fans bei ein einem Fußballspiel, Besucher eine Musikonzerts; siehe zu starken Situationen auch die J-Kurvenhypothese nach Allport sowie die Forschung zu Konformität; siehe Quellen am Ende).

2 Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit

Dieser Beitrag würde zu weit gehen, um das Standardmodell der Persönlichkeitseigenschaften, das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (FFM), häufig auch als Big-Five-Modell oder OCEAN-Modell (die Buchstaben beziehen sich auf die fünf Dimensionen in englischer Sprache) bezeichnet, darzustellen. Hierzu gibt es jedoch zahlreiche frei verfügbare Quellen im Internet, wie z.B. bei der Wikipedia oder im Dorsch – Lexikon der Psychologie.

Eigene Arbeiten mit und zum Fünf-Fakoren-Modell

Ich selbst habe mich ab 2010 in dieses fundamental Modell, seine berufsbezogene Anwendung im Human Resource Management, besonders die Nutzung dazugehöriger Online-Fragebögen bei der Auswahl und Entwicklung von Personen und seiner Rolle bei der Prognose von Berufs- und Lebenserfolg, vertieft. Und hierzu eine Reihe von Publikationen veröffentlich sowie Studien, Analysen und Workshops durchgeführt.

Gene und integrative Persönlichkeitsmodelle

Spannend fand ich dabei immer die genetische und biologische Verankerung dieser fünf Persönlichkeitsfaktoren (synonym: -dimensionen, -eigenschaften) und deren Unterfaktoren (Fassetten) sowie deren Position und Einordung in die Gesamtpersönlichkeit, wie wir sie z.B. im nützlichen Drei-Ebenen-Modell von Dan McAdams oder im Persönlichkeitssystem von McRae & Costa finden.

Verbreitung und wachsende Bedeutung des Fünf-Faktoren-Modells

Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit hat als Strukturmodell und als eine faktoranalytisch entstandene Taxonomie (Klassifikation) von Persönlickeiteigenschaften seit seiner Akzeptanz und ersten Verbreitung in der Psychologie in den 80er Jahren des letzten Jahrunderts zuerst von Paul Costa und Robert McCrae (erste Arbeiten zur Existenz einer fünf Faktorenlösung stammen bereits aus den 40er und 60er Jahren) seit rund 15 Jahren auch außerhalb der Psychologie und im Bereich Wirtschaft und Verwaltung enorm an Bedeutung gewonnen.

Eine Reihe von allgemeinen und berufsbezogenen Online-Testverfahren zur Persönlichkeitsdiagnostik wurden entwickelt, zum Teil um die Messung eines sechsten Faktors oder um ebenfalls relevante berufsbezogene Motive erweitert.

3 Nutzung und Bedeutung von Persönlichkeitsmerkmalen für das HR Management

Zusammen mit leistungsbezogenen Merkmalen wie allgemeiner Intelligenz oder spezifischen wie Konzentrationsfähigkeit oder Planungsfähigkeit sowie besonderen digitalen Tests zur Führung sind Persönlichkeitseigenschaften und deren Messung in der heutigen Arbeitwelt – insbesondere bei höheren und Leitungspositionen etabliert, um den Erfolg einer Person diesbezüglich und die Entscheidung für oder gegen sie abzusichern.

Und auch bei Fachkräften und in der Ausbildung steigt das Interesse von Unternehmen an persönlichkeitsbezogenen Merkmalen für die Auswahl und Entwicklung von Bewerbern und Mitarbeitern.

Beispiel: Neugier-Skala

Neugier-Skala für Auszubildende: Ich habe z.B. 2020 und 2022 einen Test zur Messung der Neugier von Ausbildungsplatzbewebern inklusive der Messung sozial erwünschten Verhaltens für ein Testunternehmen entwickelt, anhand von ersten Daten optimiert und nach zwei Jahren wiederum dann mit einer deutlich größeren Stichprobe in Bezug auf dessen Itemqualität und Reliablitäten geprüft und eine Kurzversion daraus entwickelt.

New Work und Veränderungen der Arbeitswelt

Denn wenn wir zurück zum obigen Beispiel einer starken Situation blicken, in der die Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften gering ist, dann finden wir nämlich, dass die Stärke von Umwelten wie einer Organisation nachlässt, Hierarchien und Regeln abgebaut werden, und Vielfalt nicht nur zunimmt, sondern sogar gewünscht wird! (Stichworte wie Diversitä/Vielfalt, Eigenverantwortung, Selbstführung, Homeoffice, Sinn-Frage).

Wir haben es heute mit Arbeitswelten und einer New Work zu tun, in der mehr geht, als früher, in der Feedback von Mitarbeitern gefordert wird, der Arbeitsplatz in geistigen und Büroberufen zuhause, unterwegs oder auch im Unternehmen sein kann, in der neue Organisations- und Führungsformen notwendig sind, eingeführt oder ausprobiert werden (agiles und hybrides Arbeiten, Holokratie, Mitunternehmertum).

Und der Mitarbeiter somit viel mehr in Bezug auf die Gestaltung und Organisation seiner Arbeit selbst entscheiden kann oder muss (Stichwort: Job Crafting).

Dies hat natürlich auch mit dem demographischen Wandel zu tun, dem Absinken von Bewerberzahlen und dem Mangel an geeigneten Personen in Bezug auf klassische und neue Anforderungen und Entwicklungen, auf die Unternehmen reagieren bzw. besser natürlich rechtzeitig agieren müssen (z.B. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Klima, globaler Wettbewerb).

Die Bedeutung des Individuums und seiner Merkmal wächst

Vor diesem skizzierten Hintegrund nimmt die Bedeutung des Individuums für den Organisations- und Berufserfolg zu: Seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten, seine Persönlichkeit, seine Motivation und Leistungsbereitschaft, seine Interessen und sein Wohlbefinden werden wichtiger – was ja viele HR- und Führungsverantworliche erkannt haben und durch veränderte Prozesse, Rollen und Instrumente versuchen, zu meistern.

Und die Wichtigkeit der Berücksichtigung von anforderungsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen bei der Auswahl und Entwicklung lässt neben diesen Praxiserfahrungen sich auch mit Zahlen aus Studien untermauern, die eine bedeutsame Korrelation mit verschienden Kriterien für den Berufserfolg aufweisen

Und hier mal der Hinweis, dass Korrelationen von r = 0.2 nicht generell klein bzw. unbedeutsam sind, wie oft fälschlicherweise geschrieben wird! Siehe hierzu z.B. die Hinweise von Heinz Schuler zu den Studien, die die Höhe verschiedener medizinischer und psychologischer Korrelationen zwischen Intervention und Wirkung verglichen haben sowie zur Veranschaulichung von Korrelationen das Binomial Size Effect Display: Eine Vierfeldertafel mit Häufigkeiten.

4 Neuer Test: Occupational Personality Assessment (O-PER-A)

Kommen wir nach dieser Einführung jetzt jedoch zu einem neuen Test zur berufsbezogenen Persönlichkeit, den der Hogrefe-Verlag im Mai 2023 veröffentlicht, und den ich für ein spannenes Instrument im Rahmen der beruflichen Auswahl und Entwicklung halte.

Der psychometrische Test O-PER-A: Occupational Personality Assessment, zu deutsch: Persönlichkeit im Arbeitskontext, wurde von Benedikt Hell und Katja Päßler entwickelt.

Benedikt Hell als der Erstautor ist seit 1999 als Wissenschaftler, Dozent und Berater für Eignungsdiagnostik tätig, wurde bei Heinz Schuler promoviert und ist seit 2012 Professor für Personalpsychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).

Bild: Cover zum Test „O-PER-A“ von Benedikt Hell und Katja Päßler (2023). Quelle: Hogrefe.

Gegenstand des O-PER-A

Das Verfahren erfasst die für Arbeitsumwelten zentralen Persönlichkeitseigenschaften – Und integriert die Annahmen und Erkenntnisse etablierter Persönlichkeitsmodelle, z.B. des Fünf-Fakoren-Modells (Big-Five), des HEXACO-Modells (Sechster Faktor H: Honesty – Humility, deutsch: Ehrlichkeit – Bescheidenheit) und der Modells der Dunklen Triade der Persönlickeit (Narzissmus, subklininische Psychopathie, Machiavellismus).

Der Einsatz des digitale Instrument oder der Printversion erfolgt in der beruflichen Auswahl und Entwicklung von Menschen sowie in der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung.

Normierung O-PER-A

und an 1.500 deutschsprachigen Menschen normiert. Und: Zum Vergleich indidivueller Messergebnisse des Verfahrens gibt es spezifische Normen für das Geschlecht, für Berufstätige, Fachkräfte und Führungskräfte.

Persönlichkeitsdiemension des O-PER-A

Der „Occupational Personality Assessment“ misst folgende sechs berufsbezogene Persönlichkeitsfaktoren (-dimensionen, -faktoren):

  • Gewissenhaftigkeit (Leistungsmotivation, Planen und Organisieren)
  • Belastbarkeit (Resilienz, Ausgeglichenheit)
  • Extraversion (Kontaktfreude, Durchsetzungsvermögen)
  • Verträglichkeit (Hilfsbereitschaft, Kooperationsbereitschaft)
  • Offenheit (Offenheit für Neues, Offenheit für Ästhetik)
  • Integrität (Aufrichtigkeit, Bescheidenheit)

Gütekriterien und Bearbeitungszeit

Zur Reliablität des O-PER-A

Die Analysen zum Verfahren zeigen gute bis sehr gute Reliabilitätskoeffizienten zwischen r = 0,79 und 0,89 (Cronbachs Alpha). Die Retest-Reliabilität liegt zwischen r = 0,64 und 0,89.

Zur Validität des O-PER-A

Prognostische Validität (Spezialfall der Kriteriumsvalidität): Die Gültigkeit (Validität) der neuen berufsbezogenen Persönlichkeitstests O-PER-A und seiner Ergebnisse zur Vorhersage von Beurfserfolg zeigen die durchgeführten Studien: Demnach zeigt sich seine hohe prognostische Validität z.B. für Arbeitsleitung, Einkommen, Karriererfolg, freiwilliges Arbeitsengagement, kontraproduktives Verhalten, Stresserleben und Resilienz.

Konstruktvalidität: Die Prüfung der Validität des „O-PER-A“ in Bezug auf das Konstrukt „Berufsbezogene Persönlichkeit“ anhand des Fünf-Faktoren- und des HEXACO-Persönlichkeitsmodells (sechs Faktoren) bestätigte dessen faktorielle Stuktur.

Die gewöhnliche Bearbeitungszeit liegt zwischen 10 und 15 Minuten.

5 Zusammenfassung und Fazit

Wir sahen, wie starke Situationen zu konformen Verhalten von Menschen führen und sich somit Unterschiede im Verhalten, die zum Teil auf unterschiedliche Ausprägungen in bestimmten Persönlichkeitseigenschaften zurückführbar sind, weniger zeigen.

Doch die Entwicklung der Arbeitswelt geht in eine andere Richtung und zu schwachen Situationen: Menschen haben heute viel mehr als noch vor kurzem us mehreren Gründen Einfluss auf ihre Arbeit, ihren Erfolg im Beruf und den ihres Unternehmens. Arbeitssituationen werden vielfältiger, flexibler und komplexer, digitaler und individueller. Dadurch wächst die Bedeutung von psychologischen Merkmalen, von Persönlichkeit, Intelligenz und erfordert eine andere Art von Führung.

Mit dem neuen Test Occupational Personality Assessment (O-PER-A) aus dem Hause Hogrefe von einem annerkanten Fachmann liegt ein neues interessantes Verfahren zur berufsbezogenen Persönlichkeit vor, das inhaltlich und methodisch überzeugt sowie ökonomisch in zeitlicher Hinsicht ist.

Jeder der sich mit der Diagnostik von Persönlichkeit im Arbeitsbereich beschäftigt, sollte einen Blick darauf werfen!

Referenzen und weiterführende Informationen

Quellen und Literatur

Asendorpf, J. (2018). Persönlichkeit: was uns ausmacht und warum. Berlin: Springer. [Besonderer Tipp!]

Barondes, S. (2015). Making Sense of People: The Science of Personality Differences (2. Auflage). Upper Saddle River, New Jersey: FT Press.

Externbrink, K. & Keil, M. (2017). Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie in Organisationen: Theorien, Methoden und Befunde zur dunklen Triade. Berlin: Springer.

Furnham, A. (2018). Personality and occupational success. In V. Zeigler-Hill & T. K. Shackelford (Eds.), The SAGE handbook of personality and individual differences: Applications of personality and individual differences (S. 537–551). Sage Reference.

Gosling, S. (2008). Snoop. What Your Stuff Says About You. New York: Basic Books.

Hossiep, R. & Mühlhaus, P (2005): Personalauswahl und -entwicklung mit Persönlichkeitstests (2. Auflage). Göttingen: Hogrefe.

Howard, P. J. & Howard, J. M. (2002). Führen mit dem Big-Five-Persönlichkeitsmodell. Frankfurt am Main: Campus Verlag. Hinweis: 2008 erschien einer limitierte Sonderauflage in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Verlag. [Besonderer Tipp!]

Laux, L. (2008). Persönlichkeitspsychologie (2. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer. [Besonderer Tipp!]

Little, B. (2015). Mein Ich, die anderen und wir. Die Psychologie der Persönlichkeit und die Kunst des Wohlbefindens. Berlin Heidelberg: Springer Spektrum. [Hinweis: Rezension von Stefan Klemens hier auf Amazon.]

McAdams, Dan P. (2015). The art and science of personality development. New York: The Guildford Press.

Nettle, D. (2008). Warum du bist, wie du bist. Köln: Anaconda [Besonderer Tipp!]

Schwarzinger, D. (2020). Die Dunkle Triade der Persönlichkeit in der Personalauswahl: Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie am Arbeitsplatz. Göttingen: Hogrefe.

Saum-Aldehoff, T. (2020). Big Five. Sich selbst und andere erkennen (5. Auflage). Ostfildern: Patmos Verlag.

Specht, J. (2018). Charakterfrage: Wer wir sind und wie wir uns verändern. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. [Besonderer Tipp!]

Zitelmann, R. (2017). Psychologie der Superreichen: Das verborgene Wissen der Vermögenselite. München: FBV.

Projekte, Publikationen und Workshops von Stefan Klemens

Klemens, S. (2022). Online-Assessment: Konstruktion einer 15-Item-Version der Skala „Neugier“ und einer 5-Item-Version der Skala „Soziale Erwünschtheit“ im Auftrag eines Online-Test Unternehmen (2022).

Klemens, S. (2021). Beruf und Persönlichkeit: Wissenschaftliche Grundlagen und Praxisbücher. Blogbeitrag am 18.10.2021.

Klemens, S. (2021). Online-Assessment: Telefonische Beratung, Recherche, Vergleich und Dokumentation zu berufsbezogenen Persönlichkeitstests zur Beurteilung von Führungskräften für ein Recruiting-Unternehmen (2021).

Klemens, S. (2020). Persönlichkeit und die Big-Five: Auch eine Frage von Daten. Online-Präsentation der Projektarbeit zum Kurs „Programmierung mit Python“ am 21. August 2020 in Düsseldorf.

Klemens, S. (2019/2020). Online-Assessment: Konzeption, Recherche, Dokumentation, Entwicklung und Datenanalyse eines Online-Tests zur Messung des Persönlichkeitskonstrukts „Neugier“ bei Ausbildungsplatzbewerbern (kurz: „Neugier-Skala“) inklusive einer Kurzskala zur Erfassung sozial erwünschten Verhaltens für ein Online-Test Unternehmen.

Klemens, S. (2019). Persönlichkeitsforschung: Bei gierigen Menschen tickt das Gehirn anders – Mit fatalen Folgen. Beitrag für die Xing-Gruppe Wirtschaftspsychologie Düsseldorf am 18.09.2019. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2019). Persönlichkeitspsychologie: Identität bei “Stiller” von Max Frisch und was wir daraus lernen können. Beitrag für die Xing-Gruppe Wirtschaftspsychologie Düsseldorf am 30.08.2019. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2019). Persönlichkeit: Ebenen, Messen, Entwickeln und die Zukunft gestalten. Beitrag für die Xing-Gruppe Personalmanagement & Führung am 23.08.2019. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2019). Die fünf Persönlichkeitsfaktoren (“Big Five”): Welche Testanbieter gibt es? Beitrag für die Xing-Gruppe Wirtschaftspsychologie Düsseldorf am 08.08.2019. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2019). Persönlichkeitspsychologie: Wie kann eine systematische Persönlichkeitsbeschreibung aussehen? (+Hinweise zur Entwicklung). Beitrag für die Xing-Gruppe Wirtschaftspsychologie Düsseldorf am 23.07.2019. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2018). Die dunkle Triade der Persönlichkeit? Nicht nur bei der chinesischen Mafia …. Beitrag für die Xing-Gruppe Wirtschaftspsychologie Düsseldorf am 21.06.2018. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2017). Vortrag bei trivago mit Sandra Matz: Psychological Profiling, Facebook und die Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren. Blogbeitrag. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2017). Persönlichkeit und Einkommen: Ergebnisse einer Studie. Blogbeitrag. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2016). Welche Persönlichkeit haben Clinton und Trump? Eine Analyse der Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften. politik & kommunikation, 3/2016, 26-30.

Klemens, S. (2016). Research und Online-Assessment: Persönlichkeitsbeurteilung der US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump auf Basis des Fünf-Faktoren-Modells (Big-Five) für ein politisches Magazin.

Klemens, S. (2016). Rezension zum Buch: »Mein Ich, die anderen und wir. Die Psychologie der Persönlichkeit und die Kunst des Wohlbefindens« von Brian R. Little (2015). Berlin Heidelberg: Springer Spektrum.
Link | Rezension auf Amazon

Klemens, S. (2016). Persönlichkeit: Ihr Erfolg mit den Big Five (2., überarbeitete und erweiterte Fassung des Artikels von 2011). Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2015). Wie emotional stabil ist James Bond? Beruf und Persönlichkeit: Mehr Erfolg mit den Big Five. Keynote für die Hochschule Pforzheim anlässlich der Vergabe des Deutschlandstipendiums am 29. Oktober 2015 an der Hochschule Pforzheim.

Klemens, S. (2014). Persönlichkeit und Berufserfolg der Bewerber – Ein Blick hinter die Stirn? Kommentierte Quellen- und Literaturhinweise zum Workshop für die Teilnehmer auf den A-Recruiter-Tagen 2014 am 22. Mai 2014 in Wermelskirchen.

Klemens, S. (2014). Online-Assessment: Psychologische und statistische Testanalyse eines berufsbezogenen Online-Persönlichkeitstests und dessen Manual in Bezug auf die Qualität (Gütekriterien, DIN 33430) inklusive Erarbeitung von Optimierungsansätzen für einen Testverlag.

Klemens, S. (2014). Persönlichkeitsunterschiede von Angela Merkel und Peer Steinbrück: Eine empirische Untersuchung zur Bundestagswahl 2013 mit dem Fünf-Faktoren-Modell (Big-Five). Abschlussbericht. Düsseldorf: Klemens Consulting.

Klemens, S. (2014). Persönlichkeit und Berufserfolg der Bewerber – Ein Blick hinter die Stirn? Präsentation und Workshop auf den A-Recruiter-Tagen 2014 am 22. Mai 2014 in Wermelskirchen. Veranstalter: U-Form Verlag.

Klemens, S. (2013/2014). Online-Forschung: Konzeption, Entwicklung, Durchführung, Auswertung und Dokumentation einer Online-Studie zu den Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren der Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück.

Klemens, S. Online-Assessment (2013). Beratung, Durchführung, Auswertung und Rückmeldung der Ergebnisse eines berufsbezogenen Persönlichkeitstests für Führungskräfte eines IT-Unternehmens (2013).

Klemens, S. (2013). Studie: Unterscheiden sich Astronautenbewerber und Piloten in ihrer Persönlichkeit? Blogbeitrag vom 18. August 2013 auf stefan-klemens.de.

Klemens, S. (2012). Online-Assessment: Sichtung, Analyse, Neuskalierung und -Normierung eines berufsbezogenen Online-Persönlichkeitstests sowie Entwicklung eines automatisierten textbasierten Auswertungsschemas mit Textbausteinen inkl. Beispielergebnisbericht für einen Testverlag.

Klemens, S. (2011). Online-Assessment der Persönlichkeit von Ärztinnen und Ärzten auf Basis des Fünf-Faktoren-Modells (Big-Five) inklusive Hinweisen zur Optimierung der Personalauswahl und Eignungsinterviews auf Basis der DIN 33430. Präsentation und Workshop für eine Personalberatung am 14. und 15. Mai 2011 in Düsseldorf.

Klemens, S. und Wieland, R. (2005). Arbeitsbedingungen, Persönlichkeitsfaktoren und Gesundheit: Eine Studie in der IT-Branche. Vortrag auf der 4. Tagung der Fachgruppe Arbeits- und Organisationspsychologie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vom 19. bis 21. September 2005 an der Universität Bonn.

Links

Eigenschaften
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/eigenschaften

Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (Big Five)
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/fuenf-faktoren-modell
https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Five_(Psychologie)
https://motamem.org/wp-content/uploads/2019/07/The-Five-Factor-Theory-of-Personality-Costa-McCrae.pdf

HEXACO-Modell der Persönlichkeit (Big Six)
https://de.wikipedia.org/wiki/HEXACO-Modell
http://hexaco.org
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/persoenlichkeit-neuere-faktorenanalytische-ansaetze

J-Kurvenhypothese
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/j-kurvenhypothese

Konformität
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/konformitaet

O-PER-A: Occupational Personality Assessment
https://www.hogrefe.com/de/shop/occupational-personality-assessment.html

Persönlichkeit
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/persoenlichkeit-klassische-faktorenanalytische-ansaetze
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/persoenlichkeit/50455

Persönlichkeitsfaktor
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/persoenlichkeitsfaktor

Persönlichkeits- und Differentielle Psychologie
https://dorsch.hogrefe.com/gebiet/persoenlichkeitspsychologie-und-differentielle-psychologie